Wenn die herbstliche Stille über Portugal hereinbricht und die Sommertouristen längst verschwunden sind, entfaltet das mittelalterliche Städtchen Óbidos seinen ganz besonderen Zauber. Im November verwandelt sich dieser Ort in eine Zeitkapsel, die Besucher in eine längst vergangene Epoche entführt – ohne die Menschenmassen, die in den Sommermonaten durch die engen Gassen strömen. Die weiß getünchten Häuser mit ihren leuchtend blauen und gelben Verzierungen leuchten selbst unter dem sanften grauen Licht des portugiesischen Novemberhimmels, während die mächtigen Stadtmauern Geschichten aus neun Jahrhunderten zu erzählen scheinen.
Für Reisende über 50, die ein entspanntes Wochenende suchen und dabei ihr Budget schonen möchten, ist Óbidos im November eine perfekte Wahl. Die Preise für Unterkünfte sinken deutlich gegenüber der Hochsaison, die Temperaturen bewegen sich angenehm zwischen 12 und 18 Grad, und die authentische Atmosphäre des Ortes bleibt unverfälscht erhalten.
Eine Stadt wie aus dem Bilderbuch
Óbidos erhebt sich auf einem Hügel etwa 80 Kilometer nördlich von Lissabon und wirkt wie ein lebendes Museum. Die vollständig erhaltene Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert umschließt ein Labyrinth aus kopfsteingepflasterten Gassen, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Der November verleiht diesem Ort eine besondere Melancholie: Nebelschwaden ziehen gelegentlich über die Mauern, der Duft von brennendem Holz aus den Kaminen erfüllt die Luft, und die wenigen Besucher können das Städtchen in Ruhe erkunden.
Das Beeindruckende an Óbidos ist seine überschaubare Größe – man kann die gesamte Altstadt in wenigen Stunden durchqueren. Doch gerade diese Kompaktheit macht den Reiz aus: Jede Ecke, jeder Torbogen und jeder kleine Platz erzählt eine eigene Geschichte. Die Hauptstraße Rua Direita führt vom Stadttor Porta da Vila bis zum imposanten Schloss und ist gesäumt von kleinen Geschäften, Galerien und traditionellen Häusern, deren Fassaden mit Bougainvillea bewachsen sind – wenn auch im November weniger farbenprächtig als im Sommer.
Erlebnisse zwischen Geschichte und Genuss
Der absolute Höhepunkt eines Besuchs in Óbidos ist der Spaziergang auf der Stadtmauer. Diese begehbare Befestigung erstreckt sich über etwa 1,5 Kilometer und bietet spektakuläre Ausblicke auf die terrakottafarbenen Dächer der Stadt, die umliegende Landschaft mit ihren Olivenhainen und Weinbergen sowie bei klarem Wetter sogar bis zum Atlantik. Im November ist dieser Gang besonders empfehlenswert: Die niedrigeren Temperaturen machen die Wanderung angenehmer, und man hat die schmalen Pfade oft für sich allein. Wichtig ist jedoch festes Schuhwerk, denn einige Abschnitte sind schmal und ohne Geländer.
Die Kirche Santa Maria im Herzen der Stadt verdient ebenfalls einen Besuch. In dieser Kirche aus dem 15. Jahrhundert heiratete der erst zehnjährige König Afonso V. die achtjährige Infantin Isabella – eine historische Kuriosität, die das mittelalterliche Portugal charakterisiert. Die Kirche beeindruckt durch ihre azulejos, die traditionellen portugiesischen Kacheln, und ein Renaissance-Grabmal. Der Eintritt ist frei, und die ruhige Atmosphäre lädt zum Verweilen ein.
Ein kulturelles Highlight im November ist das internationale Schokoladenfestival, das in dieser Zeit stattfindet und die Stadt in ein Paradies für Genießer verwandelt. Die Veranstaltung findet in verschiedenen historischen Gebäuden statt, und obwohl ein Eintrittspreis von etwa 6 bis 8 Euro erhoben wird, lohnt sich der Besuch für Schokoladenliebhaber durchaus.
Kulinarische Entdeckungen ohne Luxuspreise
Óbidos ist berühmt für seinen Ginjinha, einen süßen Sauerkirschlikör, der traditionell in kleinen Schokoladenbechern serviert wird. Für etwa 1,50 bis 2 Euro kann man diese lokale Spezialität an verschiedenen Stellen in der Altstadt probieren – ein Erlebnis, das zum Pflichtprogramm gehört, auch wenn man normalerweise keinen Alkohol trinkt. Die Schokoladenbecher kann man anschließend mitessen, was den Genuss komplettiert.

Was die Verpflegung angeht, muss man in Óbidos nicht tief in die Tasche greifen. Kleine familiäre Gaststätten bieten traditionelle portugiesische Gerichte zu vernünftigen Preisen an. Eine deftige Mahlzeit mit Bacalhau (Stockfisch), gegrillten Sardinen oder dem regionalen Schweinefleischeintopf kostet in einfachen Lokalen zwischen 8 und 15 Euro pro Person. Die Tagesgerichte sind oft noch günstiger und authentischer als die Speisen auf der regulären Karte.
Ein Tipp für Sparfüchse: In den Bäckereien am Rande der Altstadt bekommt man frisches Brot, Gebäck und kleine salzige Snacks für einen Bruchteil dessen, was in den touristischeren Bereichen verlangt wird. Ein Picknick auf den Mauern oder in einem der kleinen Parks außerhalb des Zentrums ist nicht nur kostengünstig, sondern auch romantisch.
Übernachten ohne Luxusanspruch
Im November sinken die Übernachtungspreise in Óbidos erheblich. Während in der Hochsaison selbst einfache Zimmer teuer werden können, findet man in diesem Monat komfortable Unterkünfte zu humanen Preisen. Kleine Pensionen und Gästehäuser außerhalb der Stadtmauern bieten Doppelzimmer bereits ab 40 bis 60 Euro pro Nacht an. Diese Einrichtungen sind oft familiengeführt und bieten eine persönliche Atmosphäre, die Hotels fehlt.
Wer bereit ist, einige Minuten Fußweg in Kauf zu nehmen, findet in den umliegenden Dörfern noch günstigere Optionen. Die Stadt selbst ist so klein, dass auch eine Unterkunft etwas außerhalb keine Nachteile mit sich bringt. Viele dieser Häuser bieten zudem Frühstück an, das oft lokale Spezialitäten wie frischgebackenes Brot, hausgemachte Marmeladen und regionalen Käse umfasst.
Anreise und Fortbewegung
Die Anreise nach Óbidos ist unkompliziert und erschwinglich. Von Lissabon aus verkehren regelmäßig Busse, die etwa 1,5 Stunden benötigen und zwischen 8 und 10 Euro kosten. Eine Alternative ist die Fahrt mit dem Regionalzug bis Caldas da Rainha und von dort mit dem Bus weiter – diese Kombination ist zwar etwas zeitaufwändiger, aber noch günstiger und bietet einen schönen Einblick in die portugiesische Landschaft.
Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, findet außerhalb der Stadtmauern kostenlose Parkplätze. Innerhalb der Altstadt ist der Verkehr ohnehin verboten, was das Flanieren umso angenehmer macht. Die kompakte Größe des Ortes bedeutet, dass man alles bequem zu Fuß erkunden kann – ein weiterer Vorteil für Besucher, die vielleicht nicht mehr ganz so mobil sind wie früher.
Ausflüge in die Umgebung
Sollte ein ganzes Wochenende in Óbidos zu viel sein, bieten sich Tagesausflüge in die nähere Umgebung an. Die Küstenstadt Peniche liegt nur 20 Kilometer entfernt und ist für ihre frischen Meeresfrüchte und die dramatischen Klippen bekannt. Ein Besuch der Klosterstadt Alcobaça, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist ebenfalls lohnenswert und von Óbidos aus leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Die Thermalstadt Caldas da Rainha, nur wenige Kilometer entfernt, bietet einen interessanten Kontrast zum mittelalterlichen Charme von Óbidos. Der tägliche Markt dort ist ein Erlebnis für sich, und die Keramiktraditionen der Stadt sind landesweit bekannt. Ein Bummel durch die Geschäfte, die traditionelle Töpferware anbieten, kostet nichts und ist dennoch bereichernd.
Óbidos im November ist ein Geschenk für alle, die Authentizität suchen und dabei ihr Reisebudget im Auge behalten möchten. Die ruhige Atmosphäre, die günstigen Preise und die zeitlose Schönheit dieses Ortes machen ihn zu einem perfekten Ziel für ein entspanntes Wochenende, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.
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