Ihre Hortensien werden nie wieder blühen wenn Sie diesen Herbstfehler jetzt nicht korrigieren

Zwischen dem letzten kräftigen Blau der Blüten und dem ersten Hauch von Frost entscheidet sich das Schicksal der Hortensie. Für das menschliche Auge ist sie im Herbst eine verblühte Staude, für den Pflanzenphysiologen ein komplexes System, das seine Energien neu verteilt. Die Übergangszeit zwischen Spätsommer und Winter ist keine Ruhepause, sondern eine entscheidende Phase der Regeneration und Strukturierung. In dieser Zeit laufen im Verborgenen Prozesse ab, die darüber entscheiden, ob die Pflanze im kommenden Jahr mit Kraft austreibt oder schwächelt.

Der Herbst stellt für Hortensien eine Periode dar, in der die Pflanze ihre Ressourcen umverteilt und sich auf die Ruhephase vorbereitet. Während dieser Zeit werden Nährstoffe aus den Blättern zurück in die Wurzeln und das Basalholz transportiert, wo sie über die kalte Jahreszeit gespeichert bleiben. Diese physiologischen Vorgänge sind nicht sichtbar, aber von enormer Bedeutung. Die Art und Weise, wie Gärtner ihre Hortensien durch diese Übergangsphase begleiten, hat direkten Einfluss auf die Vitalität der Pflanze im Frühjahr.

Viele Gartenbesitzer unterschätzen diese Zeit. Sie räumen ihre Beete zu früh ab, schneiden unbedacht zurück oder vernachlässigen den Schutz vor kommenden Frösten. Dabei sind es gerade diese scheinbar kleinen Handgriffe, die den Unterschied zwischen üppiger Blütenpracht und enttäuschendem Kümmerwuchs ausmachen. Die Hortensie mag robust erscheinen, doch ihre Blütenbildung folgt präzisen biologischen Mustern, die durch falsche Herbstpflege leicht gestört werden können.

Wer seine Hortensien im Herbst richtig behandelt, investiert in ein unsichtbares Fundament. Die Knospen für die nächste Saison sind bereits angelegt oder werden in dieser Zeit vorbereitet. Die Zellstruktur wird stabilisiert, Schutzmechanismen gegen Frost werden aktiviert, und die Pflanze speichert Energie für den Neuaustrieb. All dies geschieht still und ohne äußere Anzeichen, doch die Qualität dieser Vorbereitung zeigt sich unmittelbar im Frühjahr.

Warum der Herbstschnitt über Blüte oder Kümmerwuchs entscheidet

Hortensien zu schneiden ist keine mechanische Routine, es ist eine Balance zwischen Eingriff und Respekt vor dem Knospenrhythmus. Der Zeitpunkt des Rückschnitts hängt von der Art ab, und genau hier entstehen in vielen Gärten die größten Fehler. Nicht alle Hortensien folgen demselben Blühzyklus, und ein pauschaler Rückschnitt kann verheerende Folgen haben.

Die Hydrangea macrophylla, die klassische Bauernhortensie, bildet ihre Blüten bereits im Vorjahr an den sogenannten Vorjahrestrieben. Ein Rückschnitt im Herbst, der zu radikal ausfällt, zerstört jene Knospen, die im Frühjahr blühen sollen. Hingegen profitieren Hydrangea paniculata und Hydrangea arborescens, die an den diesjährigen Trieben blühen, von einem deutlichen Rückschnitt im Spätherbst oder zeitigen Frühjahr.

Die physiologische Logik dahinter ist klar: Schneidet man zu früh zu tief, verliert die Pflanze Energieeinlagerungen, die sich gerade in den Stängelbasen sammeln. Schneidet man gar nicht, bleibt zu viel altes Holz stehen, das den Saftstrom in den kommenden Monaten behindert. Der ideale Schnitt orientiert sich daher am Lebenszyklus der jeweiligen Sorte.

Bei der Bauernhortensie sollten nur verblühte Blütenstände direkt oberhalb des ersten gesunden Knospenpaares eingekürzt werden. Alte Triebe werden besser erst im Frühjahr selektiv herausgenommen, wenn erkennbar ist, welche Triebe den Winter gut überstanden haben. Die Rispenhortensie dagegen kann im Spätherbst auf ein bis zwei Knospenpaare eingekürzt werden, um kräftige Neuaustriebe zu fördern. Die Schnee- oder Waldhortensie wird ähnlich wie die Rispenhortensie im Herbst oder Spätwinter stark zurückgeschnitten.

Der Rückschnitt wirkt wie eine hormonelle Reaktion. Durch das Entfernen der apikalen, also obersten Knospen, sinkt der Gehalt an Wachstumshormonen, den sogenannten Auxinen, was schlafende Seitenknospen aktiviert. Genau das garantiert im Frühjahr einen gleichmäßigen, kräftigen Neuaustrieb. Diese Mechanismen sind in der Pflanzenphysiologie gut dokumentiert und erklären, warum der richtige Schnitt so entscheidend für die Blütenbildung ist.

Ein weiterer Aspekt betrifft die Entfernung von Totholz und kranken Trieben. Im Herbst ist die Gelegenheit günstig, beschädigte oder von Pilzen befallene Pflanzenteile zu entfernen. Dies verhindert, dass Krankheitserreger überwintern und im Frühjahr die jungen Triebe befallen. Der Schnitt sollte jedoch immer mit sauberem, scharfem Werkzeug erfolgen, um Quetschungen zu vermeiden, die Eintrittspforten für Krankheiten darstellen können.

Die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Hortensienarten ist also nicht nur botanische Haarspalterei, sondern eine praktische Notwendigkeit. Wer seine Pflanzen kennt und ihren jeweiligen Rhythmus respektiert, wird mit deutlich mehr Blüten belohnt. Die vermeintlich einfache Frage nach dem richtigen Schnittzeitpunkt hat keine pauschale Antwort, sie erfordert Kenntnis der spezifischen Sorte und ihres Blühverhaltens.

Die Energieökonomie der Hortensie im Herbst

Wenn die Lufttemperaturen sinken und die Tage kürzer werden, zieht die Hortensie systematisch Nährstoffe aus ihren Blättern in die Wurzel und das Basalholz zurück. Chlorophyllabbau, Stärkeeinlagerung, Abwurf von Laub sind Prozesse, die Energie konservieren. Der größte Fehler in dieser Zeit ist es, diese Eigenregulation zu unterbrechen.

Viele Gärtner räumen ihre Beete zu früh ab, entfernen Laub unter der Pflanze und hinterlassen so unabsichtlich eine nackte, ungeschützte Bodenzone. Dabei ist das Falllaub, sofern es gesund ist, eine natürliche Isolationsschicht und wirkt als mikrobiologischer Wärmepuffer. Bodenphysikalisch gesehen verhindert es die direkte Auskühlung der oberen Wurzelregionen. Zudem entsteht durch die langsame Zersetzung ein gleichmäßiger Mineralrückfluss: Stickstoff, Magnesium und Kalium gelangen in die obere Bodenschicht zurück und stehen der Pflanze beim Wiederaustrieb wieder zur Verfügung.

Die Anwendung eines leichten organischen Mulchs aus Rindenkompost oder Laubmischung stabilisiert die Temperatur und Feuchtigkeit zusätzlich. Dies ist für Böden mit pH-Werten über 6 doppelt nützlich, denn Hortensien bevorzugen leicht saure Bedingungen mit einem Idealbereich zwischen pH 5 und 5,5. Mulchmaterial wie Pinienrinde kann diesen Wert sanft regulieren, während es die Bodenstruktur lockert.

Die mikrobiellen Prozesse, die in der Mulchschicht ablaufen, verhindern außerdem anaerobe Verdichtung, ein unterschätzter Faktor für Wurzelfäule über den Winter. Wenn der Boden zu stark verdichtet ist oder dauerhaft zu feucht bleibt, fehlt den Wurzeln Sauerstoff. Anaerobe Bedingungen begünstigen schädliche Mikroorganismen, während die nützlichen aeroben Bakterien und Pilze zurückgedrängt werden. Eine lockere Mulchschicht fördert dagegen die Durchlüftung und schafft ein gesundes Bodenmilieu.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Herbstpflege betrifft die Düngung. Die letzte Düngergabe sollte spätestens Ende August erfolgen. Zu späte Stickstoffgaben regen die Pflanze zu neuem Wachstum an, das bis zum Frost nicht mehr ausreichend verholzt. Diese weichen, jungen Triebe erfrieren im Winter und sind im Frühjahr eine Belastung für die Pflanze, die Energie für die Regeneration aufwenden muss, statt in Blütenbildung zu investieren.

Stattdessen empfiehlt sich im Spätsommer eine kaliumbetonte Düngung. Kalium stärkt die Zellwände und erhöht die Frostresistenz der Pflanze. Es unterstützt die Einlagerung von Kohlenhydraten und verbessert die Wasserregulation in den Zellen. Eine Pflanze, die im Herbst ausreichend mit Kalium versorgt wurde, übersteht Frostperioden deutlich besser als eine, die mit Stickstoff überdüngt wurde.

Die Energieökonomie der Hortensie im Herbst ist also ein komplexes Zusammenspiel von Nährstoffrückzug, Speicherung und Vorbereitung auf die Dormanz. Gärtner, die diese natürlichen Prozesse unterstützen statt sie zu stören, schaffen optimale Voraussetzungen für das kommende Jahr.

Winterschutz durch atmungsaktive Materialien

Viele Strategien des Winterschutzes wirken intuitiv, aber nicht alle sind wissenschaftlich effizient. Ein Beispiel: Die häufig verwendete Plastikabdeckung erzeugt unter Sonneneinstrahlung eine Art Mini-Gewächshaus. Das beeinträchtigt das natürliche Temperaturgefälle und verstärkt Schwitzwasserbildung, was wiederum Pilzsporen begünstigt. Atmungsaktive Schutzmaterialien wie Jute, Kokosmatten oder Schilfrohrmatten sind daher die überlegene Wahl. Sie lassen Luft zirkulieren, halten aber Wind und Frost ab.

Das Ziel ist nicht totale Wärme, sondern Temperaturschwankungen zu dämpfen. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht verursacht in den Leitungsbahnen der Triebe mikrofeine Risse. Diese sogenannten Frostkavitationen stören später den Wassertransport. Ein konstanteres Mikroklima schützt die Hydraulik der Pflanze und verhindert diese strukturellen Schäden.

Besonders junge Hortensien und empfindlichere Sorten wie die Bauernhortensie sollten im Winter geschützt werden. Rispenhortensien sind in der Regel robuster und kommen oft ohne zusätzlichen Schutz aus, zumindest in milderen Regionen. In Gegenden mit strengen Frösten oder exponierten Lagen profitieren jedoch alle Arten von einem gewissen Schutz.

Die Materialwahl für den Winterschutz sollte sich nach den örtlichen Bedingungen richten. In Regionen mit wechselhaftem Winterwetter, wo Frost und Tauwetter sich abwechseln, ist Atmungsaktivität besonders wichtig. Jute und Vlies bieten hier den besten Kompromiss zwischen Schutz und Luftzirkulation. In sehr kalten, aber trockenen Regionen können auch dichtere Materialien wie Kokosmatten verwendet werden, solange sie bei Tauwetter zeitweise gelüftet werden.

Ein oft übersehener Aspekt ist der Schutz der Basis der Pflanze. Während viele Gärtner sich auf den Schutz der oberen Triebe konzentrieren, ist die Wurzelzone mindestens ebenso wichtig. Eine dicke Mulchschicht um die Basis herum isoliert den Boden und verhindert, dass Frost tief eindringt. Dies ist besonders wichtig für Pflanzen, die im Herbst frisch gepflanzt wurden und deren Wurzelsystem sich noch nicht vollständig etabliert hat.

Topfhortensien richtig schützen

Für Topfhortensien gelten verschärfte Bedingungen: In Töpfen gefrieren die Wurzeln schneller, denn der Frost trifft sie direkt, ohne isolierende Bodenschicht. Der effektivste Schutz besteht darin, den Topf an eine Hauswand zu stellen, um von Strahlungswärme zu profitieren. Zusätzlich sollte der Topf in Jute oder Luftpolsterfolie eingewickelt werden, dabei ist wichtig, nicht den oberen Teil der Pflanze, sondern nur den Topf zu umhüllen. Der Boden sollte mit Laub oder Tannenzweigen abgedeckt werden.

Während frostfreier Perioden muss auch im Winter sparsam, aber regelmäßig gegossen werden, um Austrocknung zu vermeiden. Wasserleitungssysteme in Pflanzen funktionieren auch im Winter. Zu trockene Wurzeln bedeuten im Frühjahr verzögerte oder unvollständige Blattentwicklung. Gerade an sonnigen Wintertagen verdunstet Wasser über die Rinde und die noch vorhandenen Knospen, ohne dass die gefrorenen Wurzeln Nachschub liefern können. Diese sogenannte Frosttrocknis ist eine häufige Ursache für Schäden, die erst im Frühjahr sichtbar werden.

Mikroklimazonen strategisch nutzen

Der physiologische Zustand einer Hortensie im Februar entscheidet sich bereits im Oktober. Denn in der kalten Zeit laufen im Holz und in den Knospen langsame, aber unaufhörliche biochemische Prozesse des Zellschutzes. Der Zucker- und Eiweißgehalt steigt leicht an; diese Substanzen wirken als natürliche Frostschutzmittel, indem sie den Gefrierpunkt des Zellsafts senken. Was die Pflanze dafür benötigt, sind stabile Mikrobedingungen: mäßige Feuchte, keine übermäßigen Temperaturschwankungen, Schutz vor Windtrocknis.

Wer seine Hortensien nahe einer Hecke oder Mauer positioniert, nutzt sogenannte Mikroklimazonen. Schon ein Temperaturunterschied von zwei Grad kann während Frostnächten entscheidend sein. Eine Hecke aus immergrünen Strukturen wie Buchs, Kirschlorbeer oder Eibe bietet windbrechende Wirkung, ohne die Lichtverhältnisse zu stark zu begrenzen. Diese natürlichen Windbarrieren reduzieren die Verdunstung und schaffen ein stabileres Temperaturprofil.

Ein Aspekt, der oft übersehen wird, ist die Rolle der Bodenmikroorganismen im Winter. Während oberirdisch Ruhe herrscht, arbeitet die Rhizosphäre, also der von Wurzeln beeinflusste Bodenbereich, weiter. Diese Aktivität hängt stark von der organischen Substanz und Bodenstruktur ab. Übermäßige Bodenverdichtung durch nasses Laub oder Filz bremst die aerobe Aktivität und verschiebt das Bodenmilieu in den anaeroben Bereich. Das führt langfristig zu Fäulnis, bevor sie im Frühjahr sichtbar wird. Regelmäßiges leichtes Auflockern des Mulchbereichs verhindert das.

Die Wahl des richtigen Standorts spielt auch im Winter eine wichtige Rolle. Hortensien bevorzugen Standorte mit diffusem Licht. Im Winter hat Licht eine andere Funktion als im Sommer: Es erhöht die Temperatur auf Blatthöhe und beschleunigt aufgetaute Phasen, wodurch Frosttrocknis minimiert wird. Ein leicht reflektierender Hintergrund, beispielsweise eine helle Wand, kann diesen Effekt verstärken.

Gleichzeitig darf die Sonneneinstrahlung nicht exponiert sein, denn sie aktiviert den Zellfluss zu früh. Wenn im Februar oder März die Sonne tagsüber intensiv scheint, können die Knospen bereits zu treiben beginnen, während nachts noch strenger Frost herrscht. Diese Spätfröste schädigen dann die jungen, empfindlichen Triebe. Die beste Position bleibt das Ost- oder Nordostbeet, wo milde Morgenstrahlen, aber keine intensiven Mittagsphasen wirken.

pH-Wert und Blütenfarbe regulieren

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft den pH-Wert des Bodens. Hortensien bevorzugen saure Böden, und dieser Wert sollte bereits im Herbst überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden. Der optimale pH-Bereich liegt zwischen 5 und 5,5. Bei blauen Hortensien ist dies besonders wichtig, denn die Blaufärbung entsteht durch die Einlagerung von Aluminiumionen in die Blütenblätter. Diese Aufnahme funktioniert nur in ausreichend saurem Boden. Ein pH-Wert über 6,5 blockiert die Aluminiumaufnahme, und die Blüten werden rosa oder rötlich statt blau.

Wer seine blauen Hortensien im Herbst mit Aluminiumsulfat behandelt oder saures Substrat einarbeitet, schafft die Voraussetzungen für intensive Blaufärbung im nächsten Jahr. Diese Maßnahme wirkt nicht sofort, sondern benötigt Monate, um sich im Bodenmilieu zu etablieren. Der Herbst ist daher der ideale Zeitpunkt für diese Korrektur.

Die häufigsten Fehler beim Herbstmanagement

Viele der Probleme, die im Frühjahr als Winterfolgen bezeichnet werden, entstehen bereits im Herbst. Drei davon sind besonders häufig und zugleich leicht zu vermeiden:

  • Zu viel Stickstoffdünger im Spätherbst: Er fördert jungen, weichen Wuchs, der nicht rechtzeitig verholzt und im Winter erfriert. Letzter Nährstoffeintrag sollte spätestens Ende August erfolgen, bevorzugt kaliumbetont zur Zellstabilisierung.
  • Volldeckende Plastiküberzüge: Sie begünstigen Kondensfeuchte, Pilzbildung und Temperaturstress. Luftdurchlässige Materialien schützen effektiver und verhindern das feuchte Mikroklima, das ideal für Pilzinfektionen ist.

Der dritte häufige Fehler betrifft das Ignorieren der Bodenreaktion. Ein pH-Wert über 6,5 blockiert die Aufnahme von Aluminiumionen, was bei blauen Sorten zu Farbverlust führt. Rechtzeitig im Herbst kann eine Korrektur durch Aluminiumsulfat oder saures Substrat vorgenommen werden. Viele Gärtner wundern sich, warum ihre blauen Hortensien plötzlich rosa blühen, ohne zu ahnen, dass die Ursache im veränderten pH-Wert des Bodens liegt. Kalk aus Leitungswasser oder kalkhaltigem Mulchmaterial kann den pH-Wert über Jahre hinweg allmählich erhöhen.

Die richtige Reaktion auf diese drei Punkte entscheidet, ob eine Hortensie im Frühjahr vital austreibt oder Monate braucht, um Schäden zu kompensieren. Ein vierter, weniger offensichtlicher Fehler ist das zu frühe Abschneiden der verblühten Blütenstände im Herbst. Bei Bauernhortensien können diese alten Blüten als natürlicher Winterschutz für die darunter liegenden Knospen dienen. Erst im Frühjahr, wenn keine strengen Fröste mehr zu erwarten sind, sollten sie entfernt werden.

Wasserführung im Herbst und Winter

Wasser ist im Herbst paradoxerweise gleichzeitig Freund und Risiko. Während der Pflanze noch Feuchte zur Speicherung dient, kann stehende Nässe in der Wurzelzone im Winter zur Eisbildung führen, die das Gewebe aufsprengt. Daher ist Drainage älterer Pflanzstellen ein unterschätztes Thema. Eine Schicht aus porösem Material wie Bims, Blähton oder grober Kies unter der obersten Humusschicht hilft, überschüssiges Wasser abzuleiten, ohne Austrocknung zu riskieren.

In Regionen mit viel Niederschlag empfiehlt sich außerdem die leicht erhöhte Beetpositionierung. Schon wenige Zentimeter Höhenunterschied verhindern Staunässe. Stehendes Wasser in der Wurzelzone kann zu Wurzelfäule führen, die sich oft erst im Frühjahr zeigt, wenn die Pflanze nicht austreibt oder nur schwach wächst. Die Wurzeln sind dann bereits so geschädigt, dass sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen können.

Feuchtigkeitskontrolle ersetzt keine Bewässerung. Besonders Topfpflanzen verlieren durch Wind im Winter erhebliche Wassermengen über Verdunstung. Eine Bodenfeuchtemessung vor Frostphasen ermöglicht präventives, richtig dosiertes Gießen. Das Gießen im Winter sollte nur an frostfreien Tagen erfolgen und möglichst am Vormittag, damit überschüssiges Wasser bis zur Nacht versickern kann und nicht an der Oberfläche gefriert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Wasserqualität. In Regionen mit hartem, kalkhaltigem Leitungswasser kann dauerhaftes Gießen den pH-Wert des Bodens erhöhen. Für kalkempfindliche Pflanzen wie Hortensien ist Regenwasser die bessere Wahl. Wer im Herbst letztmalig wässert, sollte darauf achten, dass die Pflanze ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt in den Winter geht, aber nicht in staunassem Boden steht.

Die Drainage kann durch verschiedene Maßnahmen verbessert werden. Bei Neupflanzungen sollte bereits bei der Beetvorbereitung eine Drainageschicht eingeplant werden. Bei etablierten Pflanzen kann durch vorsichtiges Auflockern des Bodens rund um die Pflanze und Einarbeiten von Sand oder feinem Kies die Durchlässigkeit erhöht werden. Dies ist besonders bei schweren, lehmigen Böden wichtig, die im Winter schnell verdichten und Wasser stauen.

Geduld beim Übergang zum Frühjahr

Das Bedürfnis, im Februar oder März sofort alle Abdeckungen zu entfernen, ist verständlich, aber physiologisch verfrüht. Der Wechsel von kalten Nächten zu milden Tagen triggert das sogenannte Pseudofrühjahrsyndrom: Die Pflanze beginnt zu treiben, während der Boden noch kalt ist. Dann fehlt die Wurzelaktivität zur Versorgung, und die jungen Triebe erfrieren bei der nächsten Frostwelle.

Deshalb sollte der Schutz erst entfernt werden, wenn die Bodentemperatur konstant über fünf Grad liegt. Das lässt sich einfach prüfen: Ein Thermometer in zehn Zentimetern Tiefe zeigt objektive Werte, auf die sich das Wurzelwachstum verlässt. Wurzeln beginnen erst bei Bodentemperaturen über fünf Grad wieder aktiv Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Solange der Boden kälter ist, kann die Pflanze den Wasserbedarf der austreibenden Knospen nicht decken.

Diese Diskrepanz zwischen oberirdischem Austrieb und unterirdischer Inaktivität ist eine häufige Ursache für Trockenschäden im Frühjahr. Die Pflanze verhungert nicht, sie verdurstet: Trotz ausreichend Feuchtigkeit im Boden kann sie diese nicht aufnehmen, weil die Wurzeln noch nicht aktiv sind. Ein zu früh entfernter Winterschutz verstärkt dieses Problem, denn die Pflanze treibt dann noch schneller aus.

Die schrittweise Gewöhnung an die Außenbedingungen ist daher wichtig. Statt den Winterschutz an einem Tag komplett zu entfernen, sollte er über ein bis zwei Wochen hinweg gelockert werden. Zuerst werden an milden Tagen tagsüber die Abdeckungen gelüftet, nachts aber wieder geschlossen. Erst wenn keine strengen Fröste mehr zu erwarten sind, kann der Schutz ganz entfernt werden.

Dieser schrittweise Übergang hilft der Pflanze, sich an wechselnde Bedingungen anzupassen. Die Knospen härten langsam ab, die Wurzeln werden allmählich aktiver, und die Pflanze kann synchron mit steigenden Temperaturen austreiben. Das Ergebnis ist ein kräftiger, gleichmäßiger Austrieb ohne Frostschäden oder Wachstumsverzögerungen.

Die langfristige Wirkung herbstlicher Pflege

Herbstpflege ist in Wahrheit eine mehrjährige Investition. Blütenschwäche im Frühjahr, ungleichmäßige Triebe, schwache Färbung sind kein Schicksal, sondern das Ergebnis mikroskopischer Vorgänge, die im Herbst gesteuert werden. Wer seine Hortensien dabei begleitet, erzielt messbare Resultate: kräftigere Zellwände, stabilere Farbpigmentierung, höhere Resistenz gegen Frostschäden und Pilzinfektionen.

Besonders auffällig ist die Verbesserung im Blütenvolumen, eine Folge harmonischer Nährstoff- und Wasserreserven. Hortensien, die über mehrere Jahre hinweg konsequent im Herbst gepflegt wurden, zeigen eine deutlich höhere Blütendichte und längere Blühdauer als vernachlässigte Exemplare. Die Blüten sind größer, die Farben intensiver, und die Pflanze zeigt insgesamt mehr Vitalität.

Diese langfristigen Effekte erklären sich durch die kumulative Wirkung guter Pflege. Jedes Jahr, in dem die Pflanze optimal durch den Winter kommt, stärkt ihre Gesamtkonstitution. Die Wurzeln werden kräftiger und ausgedehnter, das Wurzelwerk dichter. Die Nährstoffreserven in Wurzeln und Stamm nehmen zu. Die Pflanze baut eine Art physiologisches Gedächtnis auf, das sich in verbesserter Stresstoleranz und höherer Blühfreudigkeit zeigt.

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